Im Teil III meines Reiseberichtes schauen wir noch mal in Bumbăata (MD) vorbei, um uns anschließend auf den Weg nach Norden Richtung Ocniţa zu machen.
Zunächst noch mal zu den Schnellzügen. Es gibt in Moldawien insgesamt drei Moskau-Schnellzüge. Zwei davon betreibt die CFM, und beide nehmen die Route Chişinăus - Ungheni - Balţi - Ocniţa - UA. Sie werden aus CFM-Wagen gebildet, die im klassischen grün lackiert sind. Das Schnellzugpaar 047/048 ist schneller als das Zugpaar 341/342, was u.a. daran liegt, dass 047/048 das Kopfmachen in Ungheni und Balţi über Verbindungskurven umgehen. In Ocniţa werden aber alle Züge gestürzt, wegen der moldawischen Grenzkontrolle. Theoretisch gäbe es auch hier eine Verbindungskurve.
Der dritte Moskau-Schnellzug wird von den RŽD betrieben und nimmt die direkte Route über Tiraspol/Transnistrien. Diese direkte Route entspricht übrigens auch der gültigen Streckenkilometrierung, die von Moskau ausgehend über Tiraspol und Bender berechnet wird. Die Kilometrierung reicht dabei bis ins rumänische Iasi. Chişinău liegt danach bei 1551,5 km, Bumbaăa bei 1636,4 km, Ungheni bei 1659,2 km und Iaşi bei 1686,1 km.
Weiters gibt es den Petersburg-Schnellzug der CFM, der jedoch nachts verkehrt (auch über Ocniţa). An ungeraden Tagen startet ferner ein CFM-Schnellzug von/nach Rostov, d.h. Chişinău erreicht er dienstags, donnerstags und samstags abends. Gestartet wird Montag, Mittwoch und Freitag. Der Zug besteht allerdings nur aus sechs Wagen. Ein Foto aus Bumbata habe ich jetzt nicht, da ich mich für ein Video entschieden habe und die Dias noch nicht entwickelt sind. Bei Ocniţa habe ich ihn jedoch mal fotografiert, so dass das Bild in einem späteren Teil zu sehen sein wird.
Zu Schnellzugehren kommt auch noch ein Bauernexpress. Nein, leider kommen die formschönen Triebwagen nicht mehr ins mondäne Odessa (macht jetzt eine M62, auch inspirierend), sondern sie fahren die gut siebenstündige innermoldawische Tour Chişinău - Ocniţa u.z. als Schnellzugpaar 649/650. Hierbei geht es frühmorgens in Ocniţa los, und spätnachmittags ab Chişinău zurück.
Aus fotografischer Sicht noch ergiebiger wären freilich Güterzüge. Solche gibt es natürlich, aber nicht in der Anzahl, die man in Anbetracht des nach wie vor hohen Stellenwerts der Eisenbahn in Moldawien erwarten würde. Das liegt eher nicht am Straßengüterverkehr, sondern an dem insgesamt niedrigen Transportbedürfnis in dem kleinen Land. So konnte ich z.B. in Bumbata bei Tageslicht nur einen Güterzug pro Tag sichten. Meistens kommt ein Güter Richtung Chisinau zwischen dem 650 nach Chisinaus und dem 047 aus Chişinăus durch. An einem Tag kam jedoch nachmittags ein Güterzug aus Chişinău. Die beste Strecke für Güterzüge ist die Piste von Ocniţa ins ukrainische Mogilev Podilskji. Näheres hierzu in einem späteren Teil.
Im Teil II habe ich über die verschiedenen Biersorten des Landes berichtet. Wichtiger ist freilich die Weinproduktion. Nachdem einige Querelen der vergangenen Jahre überwunden sind, exportiert das kleine Land seine hervorragenden Weine wieder verstärkt nach Russland. Das Exportniveau der neunziger Jahre konnte leider nicht mehr erreicht werden. Produziert wird viel Weißwein, insbesondere auch Dessertweine. Die Rotweine sind aber auch ganz ausgezeichnet, viel leichter schmeckend als frz. oder ital. Weine, aber trotzdem nicht mit Alkoholgehalt geizend. Im staatlichen Weingut Cricova befindet sich einer der größten unterirdischen Weinlagerstätten der Welt.
Bild 1:
Morgens kurz nach sieben kommt der Schnellzug Nr. 106 Prietenia aus Bukarest Richtung Chişinăus in Bumbăta durch und lässt sich dort ins richtige Licht setzen. Was für ein Start in den Tag. Am 24.03.2012 hatte die B-Sektion der 3TE10M 1249 die Leistung zu übernehmen.
Bild 2:
Ebenfalls für Frühaufsteher ist der Schnellzug 650 Ocniţa - Chişinăus, der den Ausgangsbahnhof bereits um 04.04 Uhr verlässt. In Bumbaţa kommt der Zug gegen 10 Uhr durch, um 12.21 Uhr wird er Chişinăus erreichen. Am 24.03.2012 teilten sich D1 773 und D1 752 diese Aufgabe.
Bild 3:
Auf Probefahrt konnte der neue D1M 001 in Bumbăta gesichtet werden. Das Fahrgeräusch imponiert durchaus, ebenso zeigt die CFM bei der Farbgebung Geschmack. Das Fahrzeug verfügt über einen Mittelwagen der 1. Klasse, einen der 2. Klasse und zwei Mittelwagen der 3. Klasse (für etwaige Zweifler habe ich die Anschrift vergrößert). Weitere modernisierte Triebwagen konnten noch nicht gesichtet werden!
Bild 4:
Kommen wir jetzt mal zum Wesentlichen, einem richtigen Güterzug auf der Bumbăta-Rampe. Unbeirrt wartete ich in der prallen Sonne, bei 37 Grad im Schatten, auf einen Güterzug, der ja irgendwann zwischen dem 650 nach Chişinăus und dem Moskau-Schnellzug 047 aus Chişinăus durchzukommen pflegt. Um 12.30 Uhr schließlich kündigten dröhnende Basstöne das kommende Spektakel an. Das Geräusch schwoll unaufhörlich immer bedrohlicher werdend an, bis schließlich das rollende Erdbeben in Form von 3TE10M 0037 (vorne Sektion B) den schweren Güterzug unter phänomenaler Geräusch- und Rußentwicklung am begeisterten Fotografen vorbeizog. Nachgeschoben wurde übrigens vom Urgestein 2TE10L 792.
Bild 5:
Obwohl der Zug recht langsam fuhr, war das Spektakel natürlich viel zu früh vorüber. Der Augenblick war so schön, aber er verweilte nicht. Als Nachschlag gab es aber noch ein echtes Schmankerl, eine TE10L als Nachschub. Glücklicherweise hatte ich einen Standpunkt gewählt, der Fotos in beide Fahrtrichtungen zuließ.
Bild 6:
Der schnelle Moskau-Schnellzug 047 in seiner ganzen Pracht in der Fotokurve von Bumbăta. 27 Stunden 52 Minuten ist er unterwegs, also deutlich kürzer als sein Brüderchen, der Schnellzug 341, der 32 Stunden 40 Minuten braucht.
Bild 7:
Etwas überraschend kam am 25.07.2012 ein Güterzug aus Chişinău durch. Glücklicherweise war die Fotostelle auch für die sehr seltenen Exemplare der 3TE10 geeignet, die effektiv aus drei Teilen bestehen (3TE10M 1247).
Bild 8:
Nun verlassen wir Bumbata und begeben uns an die Strecke Ungheni - Ocniţa. Diese weist weniger Fotostellen auf. Hier sehen wir noch einmal Medeleni, die Stelle von Bild 1 aus dem vorigen Beitrag, nur von der anderen Seite. Dort kam am 25.07.2012 der bereits bekannte Schnellzug 650 Ocnişa - Chişinăus des Weges, gebildet aus D1 736.
Bild 9:
Zugfahren macht auch in Moldova Spass!
Bild 10:
Der Unterhaltungszustand einiger D1-Triebwagen muss als hervorragend bezeichnet werden. Am Abend des 25.07.2012 war mir das Glück beschieden, vor Feleşti den quasi fabrikneu aussehenden D1 752 mit tren 6093 Ungheni - Balţi zu erwischen.
Bild 11:
Rar gesät sind die Motive auf den Nord-Süd-Strecken Ungheni - Balţi und Balţi - Ocniţa. Im Bahnhof Feleşti, der übrigens sehr hübsch ist, lässt sich abends was mit einer Kirche machen. Fotografiert wurde der Schnellzug 649 Chişinău - Ocniţa bei der Ausfahrt, gebildet aus D1 694.