Das Schnellzugpaar mit den vier Zugnummern, das man kurz und treffend Šumava nannte, verkehrte am vergangenen Sonntag zum letzten Mal von Prag nach Nové Udoli und zurück. Obwohl für erholungsuchende Stadtbewohner und Wochenendpendler gleichermaßen wichtig, überlässt das für Schnellzüge zuständige Verkehrsministerium den Verkehr zum Weltkulturerbe Krummau und an die Moldauquelle künftig allein dem Bezirk. Grund genug für Christoph S. und mich, die letzten beiden Rychliky jmenem Sumava zu verewigen.
Außerdem gab es an der KBS 194 einen weiteren Abschied; allerdings ist noch nicht klar welcher. Entweder enden mit dem Schnellzugverkehr im südlichen Böhmerwald auch die ohnehin raren Bardotka-Einsätze auf der Strecke im Personenverkehr, oder es gibt nächstes Jahr keine oder wesentlich weniger Brotbüchsen im Lindwurmformat zu bewundern. Gerüchten zu Folge soll es nächstes Jahr wieder Personenzüge mit Bardotka geben, um den für die Lindwürmer erforderlichen zweiten Lokführer einzusparen.
Am Samstag demonstrierte die Lokleitung in Budweis böhmische Gelassenheit und zelebrierte den vorletzen Sumava, als ob nichts gewesen wäre, mit der rot-grauen 749 262. Am Samstagmorgen herrschte etwas oberhalb des Nebels der Moldauquelle und des Lipnostausees eitel Sonnenschein. Daher gelangen die gewünschten Motive am ESig Kajov und hinter Tusset. Danach gingen die zahlreich aufgestiegenen Quellwolken in eine geschlossene Wolkendecke über. Die vermasselte uns auch die Übergabe nach Polecnice, wo 742 284 zwei Wagen Holz der VLS (Vojenská Lesná Správa - Holzverwaltung der Armee) holte. Die Sonne zeigte sich erst wieder am Abend, dafür aber mit einem ganz feinen Licht, als wenn der Himmel durch ein Gewitter gereinigt worden wäre. So konnten wir noch eine Büchse und den Schnellzug mit dem Landschaftsblick bei Plesovice verewigen.
Wer die 194 kennt, weiß, dass das Fotografieren dort recht anstrengend ist. Obwohl am 01.09.2010 beim Nachbarn die Schule wieder losging, waren zahlreiche Feriengäste vor Ort, und aus Rücksicht auf die erholungssuchenden Radfahrer und Wanderer ist ein rasches Fortkommen nicht möglich. Auch wurde hier im Forum bereits ausreichend diskutiert, wie schwer die Fotostellen im Naturschutzgebiet mit dem Auto erreichbar sind. Daher waren wir am Samstagabend sehr erschöpft, und schmiedeten bei frisch gezapftem Urquell Pläne für den Sonntag. Christoph wünschte sich die 051, ich wünschte mir die 252.
Die Lokleitung in Budweis erhörte Christophs Wünsche und schickte die 749 051 als würdige Vertreterin ihrer Art zum traurigen Anlass. In Tschechien gibt es sie noch, die Stilllegungskultur (anders als in Deutschland, wo man zum 218er Abschied nach Schongau einen 642er einsetzte). So lichtete ich die schöne 051 zum dritten Mal am ESig von Kajov. Das Foto war wegen des unaufdringlichen Abschiedsschildes trotzdem der Mühe wert. Meine Laune war ohnehin sehr gut, hatten wir doch zuvor den schiebenden 809 534 mit dem Dorfblick von Horice verewigen können.
Wir erwischten den Zug nochmal hinter Tusset. Ob nächstes Jahr Bertas bis dorthin vordringen, ist fraglich, wendeten doch die Berta-Os früher in Cerný Kríž.
Dank des guten Wetters am Sonntag konnte die Rückfahrt des R 890/1 angemessen verewigt werden. Selbst 50 hyperaktive und umherjagende Jungrinder mitten auf unserer Fotowiese konnten uns nicht beirren.
Die böhmische Landkarte ist mal wieder um eine Attraktion für Eisenbahnfreunde ärmer geworden. Allerdings bleibt die Region wegen des Güterverkehrs und den möglichen Bertaeinsätzen im nächsten Sommerfahrplan (oder der Fortführung der Lindwürmer) interessant
Bild 1:
Hinter Tusset (Stozec) findet sich die folgende langgezogene Kurve. Hier hatte ich mehr Glück als der Kollege Christoph S., der bei seinem Motiv zwar den ganzen Zug drauf hatte, aber einen partiellen Wolkenschaden erlitt.
Bild 2:
Der schöne Landschaftsblick bei Plešovice entschädigte für so manches schiefgegangene Motiv im Verlauf des Samstages.
Bild 3:
Der Sonntagmorgen begann mit einem Erfolgserlebnis mit dem Dorfblick Horice. Os 8143 erstrahlte in drei schönen Büchsenlackierungsvarianten, wobei 810 215 führte und 809 534 nachschob.
Bild 4:
Christoph jubelte, als das Fototeam aus dem Raum Frankfurt durchgab, dass die 051 kommt. Ich entschied mich daher für die 70mm-Variante unter Einbeziehung des renovierten Plattenbaus. Die Televariante hatte ich schon, ebenfalls die 50mm Variante, und die sogar mit unrenovierter Platte (ESig Kajov).
Bild 5:
Am Sonntag klappte das Motiv im Naturschutzgebiet hinter Tusset auch in der breiten Variante. Nun war auch Christoph glücklich, der mir dieses Motiv gezeigt hatte./p>
Bild 6:
Immer wieder grandios: der Brückenblick bei Dobra für die Zuführung der Garnitur nach Nove Udolí als Os 18552.
Bild 7:
Eine der Fotokurven bei Nova Pec. Im Hintergrund ist das undurchdringliche Moorgebiet der Moldau erkennbar. Auf dem Foto nicht zu sehen sind 50 hochaktive Jungrinder, auf deren Weide wir standen.
Bild 8:
810 510 als Os 8151 bei Plešovice.
Bild 9:
Unser endgültiger Abschied vom Šumava erfolgte mit diesem herrlichen Felsblick bei Trisov. Der R Šumava wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.