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Reisebericht Rumänien 2011 - Teil III

Jiu-Karpatenquerung KBS 202

Salut,

Eisenbahnstrecken durch die Karpaten versprechen aufregend und spektakulär zu sein. Wer auf der Reise in die Walachei die Route Haţeg, Pietroşani und Târgu Jiu wählt, dem ist sowohl auf der Straße als auch auf der Eisenbahn ein eindrucksvolles Reiseerlebnis garantiert.

Die Straße "66" präsentiert sich im Abschnitt Livizeni - Bumbeşti Jiu so, wie man sich eine Passstraße auf dem Balkan so vorstellt. Gerade ausreichend, um 2 Fahrstreifen unterzubringen, mit gemauerten Fahrbahnbegrenzungen an den steilsten Stellen, aufregend dem Tal mit Fluss, Abhängen und aufsteigenden Felswänden abgetrotzt. Eigentlich auf 20 Tonnen Gesamtmasse beschränkt, verirren sich auch 40Tonner auf die Strecke, so dass die rumänische Route 66 Fahranfängern nicht zu empfehlen ist.

Deutlich vertrauenserweckender ist die parallele Eisenbahnstrecke KBS 202 (Deva-) Simeria - Pietroşani - Târgu Jiu -Filiaşi (-Craiova). Von Simeria ausgehend führt die zweigleisig ausgebaute und elektrifizierte Strecke zunächst in einem breiten Tal Richtung Süden, um hinter Subcetate/Haţeg auf Kurs Südost einzuschlagen. Das sehenswerte Haţeg (gute Übernachtungsmöglichkeiten) liegt technisch gesehen nur an der stillgelegten Piste nach Bouţari/Caransebeş erwähnenswert ist, dass die Trasse im Zuge der Rekonstruktion der Route 66 in diesem Bereich berücksichtigt wurde, ein BÜ samt Gleisen hat überlebt! Hinter Piu verengt sich das Tal zusehends, die Steigung nimmt zu, Güterzüge benötigen Nachschub.

Zwischen Baniţa und Peştera Bolii teilt sich die Zweigleisigkeit in eine doppelte Trassenführung, die die Straße kurzzeitig in die Zange nimmt. Das Spektakel ist allerdings fototechnisch schwer umsetzbar. Das hübsch in den Bergen gelegene Petro?ani verfügt über Industrie und ist daher auch das Ziel von Personen- und Güterzügen. Hinter Livizeni, wo die Strecke Nr. 214 nach Lupeni abzweigt, beginnt mit der Eingleisigkeit die spektakuläre Passstrecke. Sie wechselt sechsmal auf stählernen Viadukten die Talseite, und führt stets deutlich höher gelegen als Fluss und Straße an den steilen Hängen entlang, nicht selten in Tunneln und Galerien. Das Tal ist so eng, dass in den Wintermonaten dort kein einziger Sonnenstrahl aufschlagen dürfte. Eine Ausnahme dürfte lediglich im Bereich des Klosters Lainci bestehen. Dessen eindrucksvolle Anlage wurde geschickt an einem breiteren Stück des Talkessels platziert. In Bumbeşti Jiu wird abrupt die Walachei erreicht, das Land wird schlagartig flach.

Im Personenverkehr werden täglich drei Accelerat angeboten, ein vierter verkehrt saisonal. Weiterhin verkehren 5 Paare Personenzüge. Auch der Saisonschnellzug CZ/SK- Bulgarien fährt über den Jiu-Pass. Fototechnisch sind allerdings nur wenige Züge umsetzbar, vor allem im engen Abschnitt Livizeni - Bumbeşti Jiu. Vor allem die Zugpause zwischen 9 Uhr und 14 Uhr ist ein Ärgernis für Fotografen. Allerdings bietet dieses Zeitfenster der Bahnmeisterei die Gelegenheit für Nachschau und kleinere Reparaturen an der anspruchsvollen Strecke.

Umfangreicher ist da schon der Güterverkehr. Der Pass wird von CFR Mârfa, Servtrans Invest und GFR eifrig genutzt. Gefahren werden vor allem Erz, Kohle und Container. Hauptsächlich wird nachts gefahren, aber auch bei Tageslicht existieren einige Leistungen. Meinen Beobachtungen zu Folge fährt man morgens bis vormittags Richtung Nord (so bis 11 Uhr), nachmittags (so ab 14 Uhr) Richtung Süd. Die zahlreichen Kreuzungsbahnhöfe ermöglichen aber auch einen gemischten Betrieb. Nachschub gibt es eher selten zu Bewundern, dafür wird in die Mitte der schweren Züge eine weitere Lok eingereiht. Zum Einsatz kommen vorwiegend 40er und 41er. Im Personenverkehr sind auch 43er anzutreffen. Dabei handelt es sich wohl um im Rahmen eines Tauschgeschäftes aus Jugoslawien übernommene Maschinen. Details hierzu kenne ich aber nicht; dies müssten die E-Lokexperten beisteuern.

Hoffentlich konnte ich einige Hobbykollegen dazu motivieren, an der schönen Passstrecke wenigstens einen Zwischenstopp einzulegen. Zwischen Lainci und Bumbeşti Jiu liegt auch eine neu errichtete Pension mit gutem Ausbaustandard.

Bilder (von Nord nach Süd)

Bild 1:

Am 28.07.2011 gegen 18 Uhr konnte bei Băeşti dieser GFR-Kesselzug abgepasst werden. Es zieht 40 0478 im schmucken neuen GFR-Anstrich.

Bild 2:

Nicht den besten Pflegezustand weist diese Front der 43 0039 auf, die am 28.07.2011 mit P2707 Lupeni - Deva bei Peştera Bolii abgelichtet werden konnte.

Bild 3:

Am 03.08.2011 gegen 16.45 konnte auf dem Zweitrassenabschnitt zwischen Baniţa und Peştera Bolii der GFR-Kessel auf dem "rechten" Streckengleis abgelichtet werden. Zum Einsatz kam 40 1008, die noch das alte GFR-Farbschema ziert.

Bild 4:

Der Bahnhof Baniţa bietet sich nachmittags und abends als Fotostandpunkt an. Am 03.08.2011 konnte dort am P2712 die modernisierte 461 002 gesichtet werden.

Bild 5:

Zu spät entdeckt hatte ich diese Fotostelle, so dass am 03.08.2011 nur dieses Baudienstfahrzeug abgelichtet werden konnte. Das Motiv entstand zwischen Lainci Bai und Lainci, und wurde simpel von der Straße aus gemacht. Dort befindet sich auch eine Einbuchtung zum Parken. Das Motiv eignet sich ideal für die vormittäglichen Nordfahrer.

Bild 6:

Die Brücke zwischen Lainci und Meri ist ab ca. 11 Uhr ebenfalls ein sehr guter Fotostandpunkt, allerdings für Südfahrer. Am 03.08.2011 musste jedoch bis 14 Uhr auf einen Zug gewartet werden, der dann in Form der bereits bekannten 43 0039 mit P 2094 Pietroşani - Craiova des Weges kam. Der Fotostandpunkt ist von der Straße aus leicht über eine gemauerte Treppe erklimmbar.

Bild 7:

Auf den P 2094 folgt in kurzem Abstand der A 1824 Cluj - Bukarest, der sehr gut besetzt und mit modernisiertem Wagenmaterial daherkam. Gezogen wird der Schnellzug von 41 0924.

Bild 8:

Recht gut umsetzbar ist auch die Brücke zwischen Meri und Valea Sadului Hm. Beim Anglerparkplatz parken und dann über die gemauerte Rampe hoch zur Strecke, um sodann die Brücke zu überqueren. Bis ca. mittags lassen sich hier Südfahrer ablichten, wie am 02.08.2011 die 40 0417 mit einem Leerzug.

Bild 9:

Nachmittags heißt es an der unter Bild 8 genannten Brücke auf die andere Seite zu wechseln. Hierzu ist ein längerer Umweg erforderlich, dessen Stationen man sich für den Rückweg einprägen sollte. Ein Felsvorsprung, von dem es 40m senkrecht nach unten in de Jiu geht, kann man einen bewuchsfreien Blick auf die Brücke riskieren. Am 02.08.2011 konnten dort die nunmehr für Marfa tätigen 40 0820 und 40 0024 in der Planlage des verspäteten A 1824 mit offenen Wagen genossen werden.

Bild 10:

So stelle ich mir einen Karpaten- Schnellzug vor, mit sechsachsiger Maschine im klassischen Grau mit blauen Zierstreifen (40 0670). Da hätte die Sonne am 02.08.2011 nur ein bisschen stärker sein dürfen, als A 1824 Cluj - Bukarest mit erheblicher Verspätung des Weges kam.

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