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in diesem Teil des Reiseberichts geht es in die Walachei, das Ur-Rumänien südlich der Karpaten. Dort besuchte ich insbesondere den Bahnknoten Piatra Olt (gelegen an den Strecken Nr. 201, 901 und 910) und die von Servtrans Invest gepachtete Strecke Nr. 907 Roşiori Nord - Costeşti.

Die Walachei ist recht flach und zählt im Sommer zu den heißesten Gebieten Europas. Zahlreiche Zuströme zur Donau ermöglichen jedoch mit ihrem Wasser Landwirtschaft. Die Flüsse sind allermeist aufgestaut, und werden zur Stromerzeugung genutzt. Dieses Jahr präsentierte sich die Landschaft erstaunlich grün, kein Wunder bei dem vielen Regen.

Wer vom Banat, Transilvanien oder der Moldau her anreist, wird ein deutliches Nachlassen der Qualität nicht nur der touristischen Infrastruktur feststellen. Die Straßen sind deutlich schlechter als im Norden, die Pensionen ungepflegter (wenn überhaupt vorhanden). Man kann auch nicht einfach im Auto übernachten. Bereits bei meiner ersten Nacht, gut versteckt in einem Maisfeld, wurde ich gegen 3 Uhr nachts von der Polizei aus dem Schlaf gerissen. Sie wiesen mich, allerdings sehr zuvorkommend, darauf hin, dass Übernachten im Freien in dieser Gegend keine gute Idee sei; zu gefährlich, mit dem üblichen Hinweis auf eine mobile Minderheit. Glücklicherweise fand ich für die Folgenacht eine Pension an der N65 zwischen Piatra Olt und Bals die Zimmer waren zwar etwas moderig riechend, dafür gab es eiskaltes Timisoareana aus der Zapfanlage

Für diese Unannehmlichkeiten entschädigt allerdings ein lebhafter Zugverkehr. Hauptziel war der Kreuzungsbahnhof Piatra Olt, an dem x-förmig vier Dieselstrecken aufeinander treffen, und zwar aus dem Norden und dem Chemiestandort Râmnicu Vâlcea die KBS 201, aus dem Westen die KBS 901 von Craiova, aus dem Süden die KBS 910 von Caracal (beide an der E-Strecke 900) und aus dem Osten die KBS 901 aus Piteşti und Bukarest. Alle Strecken sind eingleisig (Piteşti - Bukarest ist zweigleisig), und die letztgenannte verfügt über Blocksignale. Piatra Olt wird durch Signale russischer Bauart gesichert. Auf den anderen Strecken sind noch zahlreiche Formsignale zu finden.

Viele Güterzüge sind leider nachts unterwegs. Tagsüber scheint die Lastrichtung von West nach Ost vorzuherrschen. Vor allem in den frühen Morgenstunden wartete ich erfolgreich an der Strecke zwischen Craiova und Piatra Olt auf Ostfahrer. Mittags gibt es einen Aluminiumzug (CFR Mârfa), der sich schön zwischen Piatra Olt und Slatina aufnehmen lässt. Der Zug kommt aus einer Bauxitmine in der Nähe von Tulcea. Auch ein Containerzug (GFR, mit Chinesenkutter) kommt Richtung Osten durch, aber immer in anderen Zeitlagen. Einmal kreuzten abends gegen 18 Uhr zwei Güterzüge in Bals (GFR-Kessel Richtung Ost, CFR-Mischer nach Craiova).

Piatra Olt ist eine reine Eisenbahnersiedlung, außer dem Bahnhof ist in dem recht verschlafenen Nest nichts geboten. Die umfangreichen Bahnanlagen schließen ein Depot mit Drehscheibe und eine Ausbesserung für Güterwagen mit ein. Im Depot stehen Loks von Călători und Mârfa friedlich beieinander. Man hat 60er, 62er und 82er im Angebot. 80er bzw. 89er heuer Fehlanzeige (2010 waren noch welche unterwegs). Leckerbissen sind auch die beiden silber-braun lackierten Malaxa 77 0909 und 77 0913, die die zweieinhalb Zugpaare nach Bals realisieren. Die Personenzüge werden mit 60ern und 82ern gefahren. Desiros kommen ausschließlich mit den Accelerats zum Einsatz. Einzig A 1795 und A 1798 sind lokbespannt (65er aus Bukarest). Graffiti findet sich manchmal auf den Desiros, sonst ist alles sauber.

Am Sonntag, den 31.07.2011 sollte es dann an die KBS 907 Roşiori Nord - Costeşti gehen. Ein unscheinbares, aber sehr fieses Schlagloch, unter dem die Nationalstraße 6 völlig ausgewaschen war, zerfetzte jedoch 25 km vor Roşiori den rechten Vorder- und Hinterreifen. Mit einheimischer Hilfe musste der Wagen aufgebockt und zurückgelassen werden, um in der Stadt die beiden Felgen neu bereifen zu lassen. Der vierte aufgesuchte Reifenhändler hatte dann die passenden Continental-Sommerreifen und montierte diese auf meine Felgen. 100,- EUR pro Rad wechselten den Besitzer. Tja, was soll man am Sonntagvormittag auch machen. Nach eineinhalb Stunden konnte ich meine Tour fortsetzen.

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ein entsprechender ContinentalReifen mit Montage hierzulande 93,- EUR kostet. Mit Sonntagszuschlag landet man dann leicht über 100,- EUR

Entschädigt wurde ich durch die schönen lokbespannten Personenzüge von Servtrans Invest, die immer noch einen Sickenwagen beinhalten. Dies obwohl im Bf. Balaci drei Mitteleinstiegswagen und drei Sickenwagen hinterstellt sind. Servtrans Invest kommt übrigens in diesem Fahrplan mit einem Umlauftag aus. Die Züge sind aber ordentlich besetzt.

Nach den Aufregungen in der Walachei entschloss ich mich, in die Karpaten zurückzukehren. Piteşti und Ploieşti wurden auf einen künftigen Besuch verschoben.

Bild 1:

Topmotiv an der KBS 901 Craiova - Piatra Olt ist vermutlich der Friedhofsblick von Bals. Am 29.07.2011 hatte 60 036 den P 9489 Piatra Olt-Craiova am Haken, als sie den GFR-Kessel kreuzend in den Bahnhof hineinschwankte.

Bild 2:

96 2170 bildete am 01.08.2011 den A 1726 nach Sibiu und konnte am ESig Bals hervorragend in Szene gesetzt werden. Die Stromleitung dient übrigens der Stromversorgung des Streckenpostens Canton 217 h.

Bild 3:

Morgens fahren einige Güterzüge nach Osten. Am 29.07.2011 konnte so die graue 60 0845 bei Canton 217 h. festgehalten werden.

Bild 4:

Auch in Rumänien ist ein Trend zur Umwidmung von älteren Lokomotiven vom Personenverkehr hin zum Güterverkehr festzustellen. So hatte die im Călători-Blau lackierte 62 1154 am 30.07.2011 die Aufgabe übernommen, einen Leerzug aus Autowagen von Craiova nach Piteşti zu befördern. Fotografiert wurde am Hp. Brşnet, wo sich einige LKW-Fahrer zum Morgenkaffee trafen.

Bild 5:

In den Vormittagsstunden besorgt 81 0088 die anfallenden Rangierarbeiten an der Südwestseite des Bahnhofs Piatra Olt. Zu den Aufgaben zählt auch die Zuführung von Güterwagen zur Ausbesserung.

Bild 6:

60 0928 und 60 1386 holen am 29.07.2011 einige Personenwagen aus der Abstellung. Rechts ist das Depot zu erkennen.

Bild 7:

Malaxa-Treffen in Piatra Olt am Abend des 29.07.2011: 77 0913 kam gerade aus Bals, Herkunft und Ziel von 77 0977 und 77 0918 sind noch unklar (Râmnicu Vâlcea?)

Bild 8:

Am Samstag des 20.07.2011 hatten 60 0997 (grau) und 60 1195 den Aluminiumzug nach Slatina zu befördern. Kurz darauf kehrten sie als Lv zurück, so dass die neulackierte 60 1195 in voller Pracht abgelichtet werden konnte.

Bild 9:

Nach den Erfahrungen vom Samstag war mit dem Aluminiumzug also ab Mittag zu rechnen. In der Tat kamen 60 1183 und eine unerkannt gebliebene Schwester (keinerlei Nummern an der Seite angeschrieben) mit selbigem um 12.40 Uhr am "Feldherrnhügel" von Criva h. vorbei, um sich in Slătioara Hm. in die Kreuzung mit P 9413 Slatina - Piatra Olt zu begeben. Vom Fotostandpunkt aus sieht man ein Blocksignal, so dass man mitbekommt, wenn der Herr Fahrdienstleiter in Piatra Olt die Fahrtrichtung ändert. Im Zusammenspiel mit dem gültigen Kursbuch für den Personenverkehr kann man sich dann ausrechnen, ob und aus welcher Richtung Güterzüge zu erwarten sind.

Bild 10:

Auch DB Schenker ist in der Walachei aktiv. Um 15.39 Uhr konnte 66 1002 (ex-DB 232 543) mit offenen Güterwagen von CD Cargo bei Criva h. auf der Fahrt von Piatra Olt nach Piteşti festgehalten werden. Über eine Mitteilung des genauen Laufweges des Zuges würde ich mich freuen.

Bild 11:

Vom genannten Hügel kann man nachmittags Züge aus Piteşti/Slatina mit dem weitläufigen Tal des Olt umsetzen. Im Hintergrund sind bereits Ausläufer der Stadt Slatina erkennbar. Auf dem Bild vom 01.08.2011 ist P 9413 Slatina - Piatra Olt, gebildet aus 79 0123/0523 und 79 0135/0535 zu bewundern.

Bild 12:

Nun zu den Privaten. Die von Servtrans Invest gepachtete Strecke Nr. 907 Roşiori Nord - Costeşti führt durch relativ flaches Gebiet. Sehr sehenswert sind aber die Bahnhöfe, wie hier der noch besetzte Bahnhof Miroşi. Zu sehen ist 69 0097 mit dem aus einem Sickenwagen und einem Mitteleinstiegswagen gebildeten P 15006 von Costeşti nach Roşiori Nord (31.07.2011).

Bild 13:

Die Rückfahrt mit P 15007, quasi von derselben Stelle aus gesehen wie das vorangehende Bild, nur eben in die andere Richtung, mit dem südlichen Gruppenausfahrsignal.

Bild 14:

Die Einschleifung der Nebenbahn auf die Hauptstrecke Craiova - Bucureşti bei Roşiori stellt eine der wenigen Abweichungen der Strecke Nr. 907 von der Nord-Süd-Richtung da. Nach einer kräftezehrenden Ernteaktion konnte hier der sehr gut ausgelastete Abendzug P 15008 ins rechte Licht gerückt werden.

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